Kurzgeschichten
Seit über 30 Jahren gehöre ich der Gruppe "LIT - Literatur in Tempelhof" an und habe mit ihr gemeinsam zahlreiche Lesungen bestritten. Deshalb freue ich mich, auf dem Wege über diese Homepage meine Texte neuen Lesern präsentieren zu können. Die Geschichten können als pdf-Dateien heruntergeladen werden. Das Copyright verbleibt selbstverständlich bei mir.
Als Vorsitzender des gemeinnützigen "Tempelhofer Kunst- und Kulturvereins TKK e.V." kann ich Ihnen eine Sammlung von Kurzgeschichten "Mord im Wettbewerb" über den TKK zum Kauf anbieten. Die Titelgeschichte stammt von mir und schildert ein Dilemma bei einem Literaturwettbewerb. Die übrigen Geschichten sind für zwei Wettbewerbe "KaT - Kurzgeschichten aus Tempelhof" entstanden, zeigen die Einsendungen der Gewinner und Illustrationen von TKK-Mitgliedern.
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen meiner nachstehenden Geschichten und würde mich über Kommentare freuen!
Alle Kurzgeschichten liegen mir neuerdings auch im epub-Format vor und können bei mir unter gerhard.drweil@arcor.de kostenlos angefordert werden. Ich sende sie Ihnen dann zu! Leider kann ich das epub-Format hier nicht auf dem Server downloaden lassen.
Baströckchen - Texte der LIT-Mitglieder nach sieben Vorgaben
Sieben spontan gefundene Wörter werden in der Gruppe LIT innerhalb von 20 Minuten zu einer Geschichte geformt (die entsprechenden Wörter sind fett gedruckt):
Baströckchen, Schmetterling, finden, waschen, Strasse, belgische Pralinen, spät
Karneval in Berlin
von Gerhard Weil
Ausgerechnet eine Karnevalseinladung in Berlin, der Stadt der Karnevalshasser, niemals katholisch gewesen und
heute stock-heidnisch! Und verkleiden sollte sich der alte Felix auch noch!
Im Kostümverleih besorgte sich der Urberliner ein Baströckchen, benutzte die Muschelkette seiner Oma und begab sich zu der Party – auch um den
Eindruck eines Hulamädchens zu verstärken, steckte er sich vorher rechts eine Blume und links einen künstlichen Schmetterling in die Perücke,
ebenfalls ein Erbstück von Oma. Jetzt musste er sich nur noch waschen und mit Rasierwasser einreiben, Parfüm hatte er leider nicht im Haus.
Aus Angst, zu spät zu kommen oder sie nicht zu finden, suchte er die Straße der Gastgeber in einem Berlinatlas.
Als Felix die große Wohnung der Karnevalfans mit einer Schachtel belgischer Pralinen betrat, erstarrten die anwesenden Piraten, Prinzessinnen und
Cowboys:
Mit seiner Verkleidung als Hulamädchen hatte er offensichtlich die Grenzen der kulturellen Aneignung überschritten! Man war hier zwar beim Karneval, aber doch in seiner woken Version!
Beinahe froh verließ Felix nach drei einsamen Schnäpsen die Feierlichkeit, ohne auch nur einmal Hula mit dem Reifen getanzt zu haben!
Acht spontan gefundene Wörter werden in der Gruppe LIT innerhalb von 30 Minuten zu einer fiesen Geschichte geformt (die entsprechenden Wörter sind fett gedruckt). Hier der Beitrag von Gerhard Weil:
Schutzamulett
Renate, eine erfahrene Antiquarin mit einer panischen Angst vor Gewitter, stürzte aus dem Antiquitätengeschäft auf die noch belebte Straße, nachdem sie direkt hinter dem im Schaufenster stehenden Holzpferd in der Abenddämmerung ein bedrohliches Wetterleuchten aufscheinen sah. Die Stare und Amseln hörten schlagartig auf zu singen und kreischen und flogen aufgeregt zu ihren Schlafbäumen. Da beschloss Renate ihr Geschäft früher abzusperren und vor den herannahenden Blitzen und Donnerschlägen am bedrohlich schwarzen Himmel ihre Wohnung aufzusuchen. Zu Hause wollte sie zur Beruhigung eine Tasse Schokolade trinken, die Jalousien herunterlassen und den Seepferdchen in ihrem Salzwasseraquarium zusehen.
Doch was war das? Mittlerweile krachten die ersten Blitze direkt über ihr, denn der Donner folgte sofort und das Blitzlicht durchbrach die Ritzen der Jalousien und verwandelte die mit Antiquitäten vollgestopfte Wohnung in fahles, unnatürliches Licht. Renate fing wie bei Gewittern üblich an zu zittern, der Angstschweiß stand ihr auf der Stirn und sie verschüttete etwas von ihrem Kakaogetränk. Die alten Einrichtungsgegenstände ihrer Wohnung entwickelten bei der extremen Gewitterbeleuchtung in Renates Augen irgendwie ein Eigenleben und erinnerten sie an die Dämonen ihrer Kindheit, die sich im Dämmerlicht zu beugen schienen.
Aber was war mit den Seepferdchen? Diese eigentlich recht einfarbig, hellgrauen Fische mit den fächerartigen Flossen leuchteten plötzlich in allen Regenbogenfarben und das im ständigen Wechsel. Und wurden sie nicht auch unter ihren Blicken größer und kleiner? Der Schweiß lief Renate in ihre Augen und bewirkte weitere Sinnesstäuschungen.
Voller Panik verließ Renate jetzt ihre Wohnung, stürzte vor dem Regen Schutz suchend unter die große Eiche im Hof, in die in diesem Augenblick ein Blitz einschlug. Ihr Kreuz an der Silberkette zog die immense Elektrizität an, und sie, die sich immer vor Gewitter geradezu panisch gefürchtet hatte, erlag wie zum Hohn der Kraft ihres Schutzamuletts.
Vier Kurzgeschichten, die aufeinander aufbauen. Es geht um eine Lehrerin aus Norddeutschland, ein männermordendes Menschenkind, eine Hexe? und ihre teilweise wehrlosen Opfer.
Lesen Sie doch in folgender Reihenfolge:
1. Das Gregorlied
2. Eier nach Wunsch
3. Schwarze Witwe
4. Die Eröffnung
Viel Spaß!